Die Bachkantate BWV 21 „Ich hatte viel Bekümmernis“ wird am Sonntag, 10.7. um 16 Uhr in der Stadtkirche aufgeführt. Es singen die Kantorei mit dem Kammerchor Sonneberg, dazu das Sonneberger Kammerorchester mit dem Vokalsolisten Luise Hecht, Stefanie Ernst, Sascha Mai und Dirk Schmidt; Gesamtleitung: Martin Hütterott.
Diese Kantate ist möglicherweise schon zur Bewerbung um die Organistenstelle in Halle 1713 komponiert worden. Gesichert ist, dass sie 1714 in Weimar zum ersten Male zum 3. Sonntag nach Trinitatis aufgeführt, und zu einer weiteren Aufführung 1724 noch um einige Sätze erweitert wurde. In dieser Fassung kommt sie auch am Sonntag in Sonneberg zur Aufführung.
Mehrere Chorsätze durchziehen das 40-minütige Werk, dass in seiner Ausdehnung fast schon ein kleines Oratorium genannt werden kann: So der erste Chor „Ich hatte viel Bekümmernis“, der in kunstvoller Polyphonie die bedrückte Stimmung der leidenden Seelen ausdrückt. Jedoch am Wendepunkt „aber“, an dem ein Quintsextakkord das Leiden beendet, wird die Pforte geöffnet für lebendige Koloraturen in allen Stimmen auf die Worte „deine Tröstungen erquicken meine Seele“.
Dem nächsten Chorsatz liegen die Worte des 43. Psalms „Was betrübst du dich, meine Seele“ zugrunde: Äußerst vielschichtig ist die formale Struktur des Chorsatzes: Beginnend mit der Frage “Was betrübst du dich“ im Solistenquartett antwortet der Chor darauf in der Paralleltonart und mündet in den Tempowechsel auf die Worte „und bist so unruhig“. Zum zweiten Male erreicht der Chorsatz einen Scheitelpunkt, hier auf die Worte „in mir“, ganz ähnlich dem „Aber-Akkord“ im ersten Chorsatz. Es folgt das Trostwort „Harre auf Gott, denn ich werde ihm noch danken“ im zuversichtlichen ¾-Metrum, welches in die Chorfuge „dass er meines Angesichtes Hilfe und mein Gott ist“ mündet. Dieser Chorsatz ist als sog. „Permutationsfuge“ konzipiert: Das Hauptthema hat mehrere sog. Kontrapunkte, welche das Thema begleiten und immer zusammen mit diesem erklingen. Dabei werden Thema und Kontrapunkte (vier an der Zahl) durch alle Stimmen durchgeführt, sodass jede Chorstimme (Sopran, Alt, Tenor, Bass) mit dem Hauptthema und jedem Kontrapunkt „dran“ ist. Darüber hinaus herrscht auch in dieser Chorfuge das formale Prinzip „Beginn mit Soloquartett, dann nach und nach Übernahme durch den Tutti-Chor“, welches zusätzlich Dynamik in den klanglichen Ablauf bringt.
Zu Beginn des zweiten Teils der Kantate tritt der Solosopran „Gläubige Seele“ dem Solobass „Christus“ gegenüber: Die fragende Passage „Mein Jesu, wo bleibest du“ des Soprans (Luise Hecht, Coburg) wird begleitet durch eine aufsteigende Tonleiter der ersten Violinen. Die Bassstimme (Dirk Schmidt, Leipzig) antwortet mit den Worten Jesu „O Seele, sieh, ich bin bei dir“. Ein freudiges Duett folgt nun auf den Text „Komm, mein Jesu, und erquicke…“
Der folgende Chorsatz ist formal eine ausgedehnte Choralvariation über die zweite Strophe (Was helfen uns die schweren Sorgen) des Liedes „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ des Text- und Melodieschöpfers Georg Neumark, 1657. Wiederum beginnen die Solostimmen im Ensemble und der Tutti-Chor übernimmt. Fast sollte man meinen, die Solisten und der Chor tragen die Musik in die Gemeinde, die dann ebenfalls dazu treten und mit einstimmen soll.
Der Schlusschor auf den Text „Das Lamm, das erwürget ist“, der in ähnlicher Weise auch den Messias von G.F. Händel beschließt, wird klanglich enorm bereichert durch das Hinzutreten von 3 Trompeten und Pauken (mit Michael Heinrich an der 1. Trompete) und mündet in den allgemeinen „Lobpreis“ der gläubigen Gemeinde mit jubelnden Koloraturen in allen Stimmen und Instrumenten. Bemerkenswert wiederum der Abschluss mit einem emphatischen „Alleluja-Ruf „in strahlendem C-Dur.
Karten für dieses Konzert sind an der Kirchenkasse ab 15.15 Uhr erhältlich.