Schindlers Liste und die Matthäuspassion von Schütz, Alter Stil nebst Neuer Musik

Am 25.03. (Nikolauskirche Judenbach) und am 26.03. (Stadtkirche St. Georg in Neustadt bei Coburg), jeweils um 16.00 Uhr wird die Matthäuspassion von Heinrich Schütz zur Aufführung kommen. Eingeleitet wird das Werk für Chor a capella mit der Titelmelodie des Filmes „Schindlers Liste“ von John Williams (geb.1932, USA) für Violine, welches atmosphärisch den Boden für den Einstieg in die Passion bereiten soll.


Heinrich Schütz (1585-1672) war über eine lange Zeit seines Schaffens schmerzlich geprägt durch den dreißigjährigen Krieg und die verheerenden Auswirkungen der Pestepidemie, der fast ein Drittel der deutschen Bevölkerung zum Opfer fiel.
Da darf es fast als ein Wunder gelten, das so ein reiches Schaffen aus den erstaunlichen 87 Lebensjahren des in Köstritz geborenen Tonschöpfers überliefert worden ist.
Die Musikgeschichte kennt zur Zeit Schütz´ zwei wesentliche Strömungen:
Die „Prima prattica“ (stile antico, der alte Stil), der seine Höhepunkte in der frankoflämischen Vokalpolyphonie (u.a. Josquin de Prez 1450-1521) und schließlich im Werk G. Palestrinas (1525-1594) fand.
Und die „Seconda prattica“ (stile moderno, moderner stil).
Während in der prima prattica mehrere „Gesangs-Stimmen“ ein kunstvolles Klanggebilde ergeben (einige Großwerke der Zeit sind für 16 oder gar 32 polyphon (selbständig) geführte Stimmen geschrieben), geht der Stil der „seconda prattica“ einen anderen Weg: Eine Hauptstimme führt die Melodie, dazu wird eine Begleitstimme gesetzt (Basso continuo, Generalbass), die von mehreren Instrumenten ausgeführt wird. Das Wesentliche in der „seconda prattica“ ist die „Monodie“, eine die Musik prägende Hauptstimme.
So wie Schütz auf seinen Reisen mit beiden Musikstilen in Berührung kam (in Italien vornehmlich durch G. Gabrieli und Cl. Monteverdi), durchzieht auch sein eigenes Schaffen ein immerwährendes Pendeln zwischen „Prima“ und „seconda prattica“: Zahlreiche geistliche Konzerte sind für Einzelstimmen mit Generalbassbegleitung gesetzt.
Die in den späten Lebensjahren des Komponisten entstandenen Passionen (nach Lukas, Johannes und Matthäus) jedoch kehren wieder (nach dem großen Krieg 1618-1648) zum alten Stil mit einfachen Mitteln zurück: der Chor singt vierstimmig a capella ohne Begleitung von Instrumenten und ohne Generalbass. Der sparsame Klang mag recht passen zur Darstellung und als musikalischer Ausdruck der Passion, dem Leidensweg Jesu: Nach dem dreißigjährigen Krieg wäre sicher niemand auf die Idee gekommen, eine (opernhafte) Matthäuspassion, wie sie Johann Sebastian Bach in Leipzig aufführte, zu schreiben.
Und weil zur Zeit von Heinrich Schütz die prima prattica und die seconda prattica nebeneinander in Gebrauch waren, erklingt vor der Passion in Judenbach und Neustadt ein modernes Werk der „seconda prattica“: die unendlich strömende Melodie des Filmes „Schindlers Liste“, die zur inneren Einkehr lädt, um auf das Passionsgeschehen einzustimmen.
Es spielen und singen:
Die Kantorei Sonneberg unter der Leitung von Martin Hütterott. Sascha Mai, Martin Trepl, Stefanie Ernst und Matthias Erler als Vokalsolisten sowie Jarah Engel an der Violine.
Der Eintritt ist frei. Am Ausgang wird um eine Kollekte gebeten.