Unter der Leitung von Kreiskantor Martin Hütterott setzt der Chor mit seinem Programm für 2023 neue Maßstäbe. Am Samstag, 06.05.2023 um 16 Uhr in der Stadtkirche Sonneberg und am 20.05.2023, 16 Uhr in der Basilika St. Peter und Paul Steinach singt der Chor ein neues Programm, das frühe Chormusik aus der Blütezeit der frankoflämischen Vokalpolyphonie erklingen lässt.

Von Josquin des Prez (1450-1521) wird erstmals in Sonneberg die „Missa Pange lingua“ aufgeführt, eine Messkomposition (Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus, Agnus) in meisterhafter vierstimmiger Polyphonie gehalten. Josquin des Prez gilt als der bedeutendste Komponist seiner Zeit und setzte Maßstäbe in Kontrapunktik und Ausdrucksvielfalt des gesungenen Wortes. Ihm wird nachgesagt, das er erstmals einen eigenen „Personalstil“ geschaffen hat: eine Art zu komponieren, in die er seine eigene Persönlichkeit hörbar einbringt. Josquin war in seiner Jugend Chorknabe an der Kollegiatkirche von Saint-Quentin, Frankreich. Er wurde im Jahr 1477 Sänger am Hofe in Aix en Provence. Wahrscheinlich wirkte Josquin später bei den täglich um 7 Uhr morgens gesungenen Messen bei König Ludwig XI,, Paris, mit. Nach dem Tode Ludwigs XI, etwa 1484, ging J. nach Italien und wirkte im Kreise des kunstsinnigen Kardinals Ascanio Sforza in Mailand. Ab 1486 bis 1494 wirkte J. im Chor der päpstlichen Kapelle in Rom. 1501 bis 1501 war J. vermutlich am Hofe Ludwigs XII angestellt. Von 1504 bis zu seinem Tode wirkte er in Condé-sur-l’Escaut. Der Kammerchor Sonneberg hat in den letzten Jahren vermehrt durch Interpretationen barocker Chormusik von Schütz, Schein, Hammerschmidt, Buxtehude aus dem deutschen Sprachraum, aber auch mit einer achtstimmigen großen Missa von Orlando di Lasso auf sich aufmerksam gemacht. Nun wendet sich der Chor der noch früheren polyphonen Chormusik zu, sozusagen zu den Anfängen der Abendländischen Musik und lässt mit Josquin Musik eines der ganz großen Meister lange vor Johann Sebastian Bach erklingen.


Ein erfrischender Kontrapunkt zur strengen Alten Musik ist im zweiten Teil des Konzertes zu hören: Martin Hütterott hat eine Sammlung von modernen zeitgenössischen Volksliedbearbeitungen als Liederkreis durchs ganze Jahr zusammengestellt, durchsetzt mit kirchenjahreszeitlichen Wochensprüchen des kürzlich verstorbenen Komponisten Carl Theo Hütterott (1926-2023). Sicher werden die Zuhörer Melodien aus dem Volksliedgut, aber auch geistlichen Volksliedgut wieder erkennen und vielleicht überrascht sein über teils etwas modernere Bearbeitungen.


Der Eintritt ist frei, für die Chorarbeit wird eine Kollekte erbeten.